Ein Blick in die Geschichte (91): Aufnahme aus den frühen Nachkriegsjahren zeigt Ausmaß der Kriegszerstörungen am Herdentorsteinweg / 1962 wurde das Tivoli-Hochhaus errichtet

So langsam blühte das Leben wieder auf, als dieses Foto vom Herdentorsteinweg in den frühen Nachkriegsjahren geschossen wurde. Der Autoverkehr machte sich wieder bemerkbar, ein paar Fahrzeuge mit den 1948 eingeführten amerikanischen Kennzeichen streben der Innenstadt zu.

Von der einst dicht bebauten Hotel- und Gaststättenstraße war indes wenig geblieben, der Bombenkrieg hatte im Herdentorsteinweg ganze Arbeit geleistet. Nur einige Kiosk- und Imbissbuden ersetzten auf der rechten Straßenseite die ausradierte Häuserzeile.

Erhalten geblieben war einzig das nunmehrige Eckgebäude der Edeka-Bank, das aber schon „An der Weide“ stand. An der Seitenfront ist noch der Schattenriss des vormals benachbarten Hotelgebäudes „Darmstädter Hof“ zu erkennen, der Pfeil weist ins Leere.

Doch es ging schon wieder aufwärts, die Baugerüste zeigen es an. Im Oktober 1950 nahm der „Darmstädter Hof“ seinen Betrieb wieder auf, allerdings nur noch als Gaststättenbetrieb in einem eingeschossigen Rundbau, dessen Existenz von vornherein befristet war. Denn schon damals gab es ehrgeizige Pläne für das Areal. Im Zuge der Neugestaltung des Bahnhofsplatzes wurde der Herdentorsteinweg verkürzt: Wo sich zum Zeitpunkt dieser Aufnahme noch die beiden Buden befanden, rollt heute der Verkehr in Richtung Schwachhausen und Rembertiring.

Blechlawinen wälzen sich auch über den damaligen Bauplatz des „Darmstädter Hofs“, gleich dahinter erhebt sich seit 1962 das Tivoli-Hochhaus. Der Name erinnert an den gleichnamigen Vorgängerbau, das Tivoli-Café. Früher ein beliebter Treffpunkt, hatte es bereits 1957 dem geplanten Neubau weichen müssen.

Im Hintergrund ist der Lloyd-Wartesaal zu sehen, links daneben nur schwer erkennbar das Dach des Hauptbahnhofs mitsamt Ecktürmchen. Davor schiebt sich das schwer kriegsbeschädigte Breitenwegbad ins Bild, ein historistisches Bauwerk von 1877. In den frühen Nachkriegsjahren war es wieder in Betrieb, schloss aber nach Eröffnung des Zentralbades am Richtweg 1952 seine Pforten und wurde noch im gleichen Jahr abgerissen.

von Frank Hethey

So langsam blühte das Leben wieder auf: der Herdentorsteinweg in den frühen Nachkriegsjahren.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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