Ein Blick in die Geschichte (191): Foto von 1935 zeigt Molenturm am Überseehafen

In Bremen wurde ab 1887 ein flussabwärts des Stadtkerns gelegener Hafen, der Europahafen, gebaut, um den lukrativen Handel und Schiffsverkehr wieder an die Stadt zu holen. Im Folgejahr begann nach jahrelangen Vorarbeiten die Weserkorrektion, mit der das Fahrwasser der Unterweser nachhaltig vertieft wurde, so dass der Europahafen von modernen Hochseeschiffen angelaufen werden konnte.

Als ebenfalls 1888 die Stadt Bremen dem Deutschen Zollverein beitrat, blieb der neue Hafen Zollausland, indem er zum Freihafen erklärt wurde. Dieser lukrative Freihafen wurde von 1891 bis 1900 um den Holz- und Fabrikenhafen erweitert, heute das südlichste, dem Hochseeverkehr dienende Hafenbecken Bremens. 1901 siedelte die A.G. ,Weser´ auf ein Areal nahe der Hafenbecken um und errichtete dort den sogenannten Werfthafen, der durch eine 650 Meter lange Insel abgegrenzt wurde, die 1965 verkleinert wurde.

1906 kam der Überseehafen hinzu. 1918 auch noch die Getreideverkehrsanlage, die dazu beitrug, dass sich der Schiffsverkehr nochmals verdreifachte. Die Einfahrt zu den Häfen wurde daraufhin verbreitert, und es entstand die heute typische Einfahrtschneise in die Bremischen Hafenanlagen. Durch den immer größer werdenden Schiffsverkehr errichtete man schon im Jahre 1906 auf der Werftinsel das „Molenfeuer Überseehafen-Nord“ und am Molenkopf des Überseehafens das „Molenfeuer Überseehafen-Süd“.

Steht heute unter Denkmalschutz: der Molenturm am Überseehafen.
Foto: Daniel Sokolis

Turm mit zwei Galerien

Das „Molenfeuer Überseehafen-Nord“ ist eine 12 Meter hohe und in Rot gekennzeichnete Stahlkonstruktion. Die Feuerhöhe und Tragweite beträgt 15 Meter und 5 Seemeilen (9 Kilometer). Das „Molenfeuer Überseehafen-Süd“ ist ein 12 Meter hoher und aus gleichmäßig behauenen, graubraunen Natursteinen gebauter Turm mit zwei Galerien, einem Erker und grünem Laternenhaus mit Kupferdach (er diente unter anderem dem Maler Franz Radziwill als Motiv). Die Feuerhöhe und Tragweite beträgt 14 Meter und 9 Seemeilen (16 Kilometer).

1924 brach bei vermutlich nebeligem Wetter ein englischer Dampfer bei der Einfahrt in den Vorhafen aus und rammte den Molenkopf und beschädigte den Turm so stark, dass dieser aus seinem Fundament gerissen wurde und drohte umzufallen. Dabei wurde auch das Wärterhäuschen stark beschädigt. Bei der Reparatur und der Aufstellung auf das neue Fundament kam der Schwimmkran „Langer Heinrich“ zum Einsatz, den man extra für diese Aktion von Kiel nach Bremen holte.

Den Zweiten Weltkrieg überstanden, tut er bis heute seinen Dienst. Im Jahre 2000 wurde dieser mit dem Molenfeuer-Areal unter Denkmalschutz gestellt. Ein Denkmal braucht eine Geschichte und muss liebevoll gepflegt werden. Dieses Denkmal muss für die Zukunft und für nachfolgende Generationen bewahrt werden.

von Daniel Sokolis

Ging auch einmal schief: 1924 rammte ein englischer Dampfer den Molenkopf.
Quelle: AGW Werftarchiv

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

„Erst der Hafen, dann ist die Stadt“

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