Bade-Lexikon: „Wilder“ Strand am Weserbogen war bei den Bewohnern der östlichen Vorstadt sehr beliebt / Das Aus kam 1955 durch Wasserverschmutzung
Dieses Strandbad mag wohl der beliebteste aller Strände im Bremer Stadtgebiet gewesen sein. Wesentlich dazu beigetragen hat sicherlich, dass der Osterdeich 1867 bis zum Sielwall und 1893 bis nach Hastedt ausgebaut war. Auf der Deichkrone kam eine Fahrbahn und vor und auf dem Deich wurde eine Promenade angelegt.
Das Hinterland war nunmehr durch den Osterdeich gesichert. Direkt an der Osterdeichpromenade entstanden große Villen. Dahinter konnten die Vorstädte Ostertor, Steintor und Peterswerder aufgebaut oder verdichtet werden. Die Bevölkerung wuchs stark an. Für diese Menschen war das Strandbad am Osterdeich gut erreichbar. Zudem kostete es keinen Eintritt, war jederzeit benutzbar, hatte einen langen, breiten Sandstrand und lag verkehrsgünstig.
Es war ein „wilder“ Strand, den die Strömung in diesem Weserbogen gebildet hatte. Man mag vermuten, dass er schon von den ersten Bewohnern des Viertels aufgesucht wurde. Vielleicht wurde dort auch Wäsche gewaschen, da man bevorzugt mit fließendem Wasser spülte.
Zusätzliche Attraktivität durch den Bau der beiden Gaststätten
So richtig angenommen wurde das Bad, als 1928 das runde Ottilie-Hoffmann-Haus und 1933 die Weserterrassen erbaut waren. Da war der Strand immer einen Ausflug wert. Vom Mai 1945 bis 1947 hatte die amerikanische Besatzung beide Häuser beschlagnahmt. Trotzdem blieb dieser Badeplatz in Höhe der Lüneburger Straße bei der Bevölkerung sehr beliebt.
Doch 1955 kam das „Aus“ für alle Bremer Flussbäder. Die „Gesellschaft für öffentliche Bäder“ schrieb dazu: „Die Verschmutzung und Verseuchung unserer Flussläufe zwingt zu durchgreifenden Maßnahmen, um die Bevölkerung vor gesundheitlichen Schäden zu schützen.“
Bei den Anwohnern regte sich noch einiger Unmut, aber als das Gelände aufgefüllt, mit Gras eingesät und das Ufer mit einer Steinpackung versehen war, da gab es kein Zurück mehr.
von Peter Strotmann