Einst Standort der Schenkwirtschaft von Salzen: das Eckgebäude Stavendamm Nr. 21 (rechts).
Foto: Frank Hethey

Gaststätten-Lexikon: die Schenkwirtschaft Friedrich von Salzen am Stavendamm 21

Mit historischen Motiven hat Volker Wolters immer wieder zu tun. Als Betreiber einer Website zur Geschichte der Gemeinde Blender im Landkreis Verden bekommt er natürlich vor allem Bildern aus dem lokalen Umfeld zu Gesicht. Doch oft genug flattern ihm auch Ansichten aus der nahen Großstadt Bremen ins Haus. So auch kürzlich wieder, als er in einem Familienalbum auf zwei Fotos einer Gastwirtschaft stieß. Beide Aufnahmen zeigen offenbar das Wirtsehepaar mit Gästen, einmal draußen vor der Tür, einmal im Innenraum am Tresen. Sein Kenntnisstand: „Die Kneipe soll sich in Bremen befunden haben.“ Aber wo genau? Der einzige Fingerzeig: das Leuchtschild über dem Eingang, dessen Schriftzug „Fr. von Salzen“ lautet.

Um welche Gastwirtschaft es sich handelt, ließ sich mithilfe des Bremer Adressbuchs relativ schnell klären. In der Ausgabe von 1937 fand sich ein Friedrich von Salzen als Betreiber einer Schenkwirtschaft am Stavendamm 21, einer kleinen Straße im Schnoor.

Gelb getüncht: Nur das Haus Stavenstraße 7 überstand Krieg und Nachkriegszeit.
Foto: Frank Hethey

Eine Stippvisite zum Ort des Geschehens ergab: Das Gebäude gibt es nicht mehr, es fiel vermutlich dem Bombenkrieg zum Opfer. Mehr Glück hatten die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite, wohingegen in der benachbarten Stavenstraße nur ein Gebäude stehen geblieben ist. Eine Infotafel unterrichtet über seine Geschichte. Auf der ist der kritische Vermerk zu lesen, von ehemals 15 Häusern habe einzig die Nr. 7 „Krieg und Abriss-Eifer der fünfziger und sechziger Jahre“ überstanden.

Doch was ist mit Friedrich von Salzen? Ein entfernter Verwandter konnte nähere Auskünfte erteilen. Danach stammte der Gastronom aus der Gemeinde Thedinghausen, verheiratet war er seit 1925 mit Anna von Salzen, geborene Helmke. „Diese Frau war die Tante meiner Mutter“, berichtet Brüne Plate, aus dessen Besitz das Familienalbum mit den beiden Fotos stammt. Als Kind sei seine 1924 geborene Mutter mehrfach zu Besuch bei Onkel und Tante in Bremen gewesen – also irgendwann in den 1930er Jahren, was zum Eintrag im Adressbuch passt. Nach seinen Informationen betrieb das kinderlose Ehepaar von Salzen die Gaststätte nur einige Jahre. In den 1950er Jahren kauften die von Salzens ein Haus in Thedinghausen. Er starb 1970, sie 1983, beide fanden ihre letzte Ruhe auf dem Friedhof Thedinghausen.

Ein Hoch auf das Wirtsehepaar: der Innenraum der Schenkwirtschaft von Salzen am Stavendamm.
Quelle: Volker Wolters/Brüne Plate

Das Gebäude am Stavendamm 21 war schon zuvor ein Gastronomiestandort gewesen. Bereits 1931 ist das Haus im Adressbuch als Restaurant vermerkt, als Betreiber wird ein Willy Keese genannt. Interessant dann der Eintrag im Adressbuch von 1932 – taucht unter diesem Datum doch erstmals Friedrich von Salzen auf. Allerdings nicht als Wirt, sondern nur als Mitbewohner unter der Berufsangabe „Arbeiter“. Ein Eintrag, der sich im Folgejahr 1933 wiederholt. Von 1934 bis 1937 ist Friedrich von Salzen dann als Betreiber einer Schenkwirtschaft vermerkt. Denkbar mithin, dass er in Keese-Zeiten auf den Geschmack gekommen war und in dessen Fußstapfen trat. Doch allzu lange währte das Gastspiel des Ehepaars nicht, bereits 1938 ging die Wirtschaft in andere Hände über.

Die Geschichte des Hauses endet im Zweiten Weltkrieg. Ein nächtlicher Luftangriff in den frühen Morgenstunden des 26. Juni 1942 hinterließ schwere Zerstörungen im gesamten Stadtgebiet. Der Dachstuhl der St. Johannis-Kirche brannte aus, von den Häusern auf der westlichen Seite des Stavendamms blieben fast nur Ruinen. Im Adressbuch von 1950 ist der Standort Stavendamm 21 nicht mehr verzeichnet gewesen.

von Frank Hethey

Draußen vor der Tür: das Ehepaar Friedrich und Anna von Salzen vor ihrem Lokal am Stavendamm 21 im Schnoor.
Quelle: Volker Wolters/Brüne Plate

Jung, aber mit viel Geschichte

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