Die Bremen-Besigheimer Oelfabriken AG am Holzhafen vor dem Brand 1906. Links: die Waller Kirche, rechts die soeben restaurierten Türme des Doms. Quelle: Staatsarchiv Bremen

Die Bremen-Besigheimer Oelfabriken AG am Holzhafen vor dem Brand 1906. Links: die Waller Kirche, rechts die soeben restaurierten Türme des Doms.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Mit ihrer Frage „Wissen Sie zufällig etwas über die Besigheimer Ölfabrik?“ stieß Bremen History-Leserin Susanne Brahms ein Thema an, über das wir sonst wohl nicht geschrieben hätten. Es ist eine Industriegeschichte, die 1845 in Besigheim am Neckar begann. Dort verarbeitete man Ölsaaten zu feinem Speiseöl. Mit dem steigenden Konsum an Margarine mussten die zu deren Herstellung benötigten Ölsaaten aus dem Ausland importiert werden. Da Bremen der Hauptimporthafen war, verlegte man den Firmensitz 1895 nach Bremen und baute die Fabrikanlagen an dem für Seeschiffe zugänglichen Holz- und Fabrikenhafen. Aus dieser Zeit hat sich ein Angebot erhalten: „billigst“ werden in einem Vordruck Arachide- und Sesam-Öle „offerirt“. Der Erste Weltkrieg brachte starke Einschränkungen in der Produktion mit sich. Die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg  zerstörten einen Teil der Gebäude und Anlagen. 1953 wurde die Firma verkauft, 1954 mit einem Harburger Unternehmen verschmolzen und 1959 von der Margarine-Union GmbH Hamburg übernommen.

Rechnung von anno dazumal: Angebot vom 15. Mai 1896 der Bremen-Besigheimer Oelfabriken an die Broenser Margarinefabrik in Broens, einem Ort in der damals preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Der Ort Broens (Brøns) liegt heute in Nordschleswig, dem dänischen Teil des früheren Herzogtums Schleswigs. Quelle: Peter Strotmann

Rechnung von anno dazumal: Angebot vom 15. Mai 1896 der
Bremen-Besigheimer Oelfabriken an die Broenser Margarinefabrik in Broens, einem Ort in der damals preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Der Ort Broens (Brøns) liegt heute in Nordschleswig, dem dänischen Teil des früheren Herzogtums Schleswigs.
Quelle: Peter Strotmann

Die Firmengeschichte im chronologischen Überblick:

1845

Friedrich Kollmar gründet eine Ölmühle mit Sägewerk und Gipsmühle in Besigheim am Neckar. Ölfrüchte werden importiert. Der steigende Margarinekonsum steigert den Bedarf an Pflanzenöl.

1889

Die Firma wird zur Aktiengesellschaft, Oelfabrik Besigheim AG, mit Sitz in Besigheim.

1895

Ein zweites Werk wird in Bremen am Holzhafen gegründet.

Der Firmename wird in Bremen-Besigheimer Oelfabriken AG geändert.

1904

Die Besigheimer Fabrik wird durch ein Feuer zerstört und muss neu errichtet werden.

Die Bremer Fabrik der Besigheimer Oelfabriken: Aufnahme aus dem Holzhafen (1924). Quelle: Deutsche-Olmühlen-Industrie 1925

Die Bremer Fabrik der Besigheimer Oelfabriken: Aufnahme aus dem Holzhafen (1924).
Quelle: Deutsche-Olmühlen-Industrie 1925

1906

Die Bremer Fabrik wird durch ein Feuer zerstört und muss neu errichtet werden.

1909

In Bremen entsteht eine Anlage zur Herstellung von Baumwollsaat-Öl.

1912

In Bremen entstehen Anlagen zur Verarbeitung von Kokosnüssen und Palmkernen.

1914

Die Firma hat fünf Fabriken zur Herstellung von feinen Speiseölen. Vier Fabriken liegen in Bremen am Holz- und Fabrikenhafen.

Das Stammwerk in Besigheim am Neckar, Foto von 1925. Quelle: Deutsche-Olmühlen-Industrie 1925

Das Stammwerk in Besigheim am Neckar, Foto von 1925.
Quelle: Deutsche-Olmühlen-Industrie 1925

1914 bis 1918

Kriegsbedingt muss die Produktion gedrosselt werden. Trotzdem behält das Unternehmen eine große Bedeutung für die Fettversorgung Deutschlands.

1920

Auflösung und Verkauf der Fabrikanlage in Besigheim. Die Maschinen werden nach Bremen überführt.

1940 bis 1945

Es werden vor allem einheimische Ölfrüchte verarbeitet.

Nach dem Luftangriff vom 2. Januar 1941 (mehr zur Wende im Bombenkrieg hier): der Holz- und Fabrikenhafen, Schuppen der Firma Bremen-Besigheimer Oelfabrik, Außenansicht. Quelle: Staatsarchiv Bremen

Nach dem Luftangriff vom 2. Januar 1941 (mehr zur Wende im Bombenkrieg hier): der Holz- und Fabrikenhafen, Schuppen der Firma Bremen-Besigheimer Oelfabrik, Außenansicht.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Große Schäden an Gebäuden und Anlagen durch Luftangriffe.

1953

Verkauf der Firma an J. Müller.

1954

Verschmelzung der Harburger Firma Friedrich Thörl Vereinigte Harburger Oelfabriken AG mit der Schwesterfirma  Bremen-Besigheimer Oelfabriken AG.

1959

Die 1954 verschmolzene Firma  wird von der  Hauptgesellschafterin Margarine-Union GmbH in Hamburg, einer Firma im Unilever-Konzern, übernommen.

2015

Heute erinnern im Bremer Holz- und Fabrikenhafen nur noch wenige Bauten  an der Existenz der Bremen-Besigheimer Oelfabriken AG.

Ein Stück Industriegeschichte am Holzhafen: die Hansamühle (rechts) und die Bremen-Besigheimer Oelfabriken AG (links) nach dem Wiederaufbau um 1910. Quelle: Peter Strotmann

Ein Stück Industriegeschichte am Holzhafen: die Hansamühle (rechts) und die Bremen-Besigheimer Oelfabriken AG (links) nach dem Wiederaufbau um 1910.
Quelle: Peter Strotmann

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