Neuigkeiten zum Schicksal der Wetterfahne der „umgedrehten Kommode“ 

Für einige Aufmerksamkeit hat jüngst Bremen History-Autor Peter Strotmann mit seinem Beitrag über bremische Wetterfahnen gesorgt. Insgesamt 165 Exemplare konnte Strotmann im Stadtgebiet ausfindig machen. Schmerzlich vermisst hat einer unserer Leser allerdings die historische Wetterfahne auf dem Dach der „umgedrehten Kommode“, dem alten Wasserturm auf dem Stadtwerder. Wo die eigentlich hingekommen sei, lautete die Frage.

Über den Verbleib der Wetterfahne konnte Strotmann seinerzeit keine sicheren Erkenntnisse gewinnen. Die letzte Spur: ein Artikel im Weser-Kurier vom Juni 2006, wonach „das gute Stück“ demontiert worden sei, damit es nicht „bei Wind und Wetter umkippt und womöglich größeren Schaden anrichtet“. Offenbar also eine Präventivmaßnahme aus Sicherheitsgründen, anscheinend fürchtete man um die Standfestigkeit der Wetterfahne. Kaum erstaunlich, immerhin stammt das durchaus imposante Exemplar aus dem Jahr 1872.

Eine Vision für die Zukunft: die umgedrehte Kommode nach dem Umbau – wieder mit der Wetterfahne auf dem Dach.
Quelle: Screenshot von http://www.hoepkens-park.de

Doch was geschah mit der Wetterfahne nach der Demontage? Darüber konnte Strotmann nur spekulieren. Eine seiner Vermutungen: die Wetterfahne habe vielleicht einen „Liebhaber“ gefunden. Damit lag der umtriebige Hobbyhistoriker allem Anschein nach ziemlich dicht bei der Wahrheit. Wie Architekt Diedrich Gerlach, Geschäftsführer des Projektentwicklers Höpkens Park, auf Nachfrage bestätigte, ist die Wetterfahne „abhanden gekommen“, sprich: gestohlen worden.

Der Hintergrund: Gerlach steht in Verbindung mit dem Eigentümer der historischen Immobilie, auf seiner eigenen Firmenwebsite zeigt er eine optische Vision davon, wie der Wasserturm nach einem Umbau aussehen könnte – sogar mitsamt der Wetterfahne auf dem Dach. Das Problem ist eben nur, dass sie nicht mehr da ist, wo sie sein sollte. Laut Gerlach wurde die Wetterfahne im Gebäude abgelegt, zwischen 2006 und 2010 sei sie unter ungeklärten Umständen verschwunden. Sein sibyllinischer Kommentar: „Unter den Menschen gibt es Sammler und Jäger.“

Das Ende der Fahnenstange ist damit allerdings noch nicht erreicht. „Falls die Wetterfahne sich wieder anfindet, gibt es bestimmt einen Finderlohn“, sagt Gerlach. Und wenn nicht, könnte vielleicht einmal eine Rekonstruktion die „umgedrehte Kommode“ zieren. Alte Pläne und fotodokumentarische Vorlagen sind schließlich zur Genüge vorhanden.

von Frank Hethey

Noch vorhanden: Auf einer alten Illustration ist die Wetterfahne auf dem Dach des Wasserturms mit der Jahreszahl 1872 deutlich zu erkennen.
Quelle: Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

„Erst der Hafen, dann ist die Stadt“

Im Magazin „Erst der Hafen, dann ist die Stadt“ über Bremen und seine Häfen gehen wir in vielen historischen Bildern auf Zeitreise durch die maritime Vergangenheit unserer Hansestadt. Wie entwickelten sich die Häfen in Bremen vom Mittelalter bis heute? Wie sah die Arbeit zwischen Ladeluke, Kaje und Schuppen aus? Was hatte es mit den Anbiethallen auf sich? Und wie veränderte die Containerschifffahrt die Häfen? Wir blicken auf die Gründung der Freihäfen um 1900 und den Strukturwandel rund 100 Jahre später. Wir erzählen von Schmugglern und Zöllnern, von Bremens großen Werften sowie Abenteuern, Sex und Alkohol an der Küste – dem Rotlichtviertel am Hafen.

Jetzt bestellen