Mit Peter Strotmann auf Entdeckungstour, Teil 2: Hochwassermarken im Bürgerpark 

Emmabank am Emmasee von 1868: seitlich rechts am mittleren großen Stein ist die Hochwassermarke eingraviert. Foto: Peter Strotmann

Emmabank am Emmasee von 1868:
seitlich rechts am mittleren großen Stein ist die Hochwassermarke eingraviert.
Foto: Peter Strotmann

1866 hatte der Bürgerparkverein begonnen, das erste Teilstück des Bürgerparks nach den Plänen von Wilhelm Benque anzulegen. 1880 war der Bürgerpark gerade 14 Jahre alt. Wege, Wiesen und Seen waren fertig, Gebäude errichtet und tausende und abertausende Bäume gepflanzt.

Da kamen die beiden Hochwasserkatastrophen vom Winter 1880/81. Die haben den Bürgerpark wirklich hart getroffen. Es war ja bekannt, dass das Gelände von der Parkallee zum Emmasee stark abfällt. Aber nach dem Wümme-Deichbruch vom 29. Dezember 1880 stand der gesamte Bürgerpark unter Wasser. An der Emma-Bank von 1868 stand das Wasser bald 1, 80 Meter (etwa 6 Fuß) über dem Boden. Zum Seegrund waren das 10 Fuß (etwa drei Meter) und mehr.

Die Rehe hatten sich auf einen Hügel im Tannenwald gerettet. Und auf den so genannten Franzosenberg* Perlhühner, Pfaue und auch Rehe. Die noch jungen Bäume standen im Wasser.

Ein Näschen für Hochwassermarken: Peter Strotmann an der Emmabank. Bildvorlage: Peter Strotmann

Ein Näschen für Hochwassermarken: Peter Strotmann an der Emmabank.
Bildvorlage: Peter Strotmann

Einige Boote kenterten

Auch im Winter 1880 waren die Menschen neugierig, sie wollten die große Wasserfläche sehen. In Booten fuhren sie kreuz und quer durch den Bürgerpark. Es wurde dabei eine große Anzahl der noch jungen Bäume beschädigt. Einige Personen hatten ungeeignete Boote und kenterten, kamen aber Gott sei Dank nicht zu Schaden. Andere hatten es auf das Wild abgesehen. Gelegentlich hörte man Schüsse.

Polizeiwache Parkallee am Bürgerpark: unten rechts ist die Bronzetafel mit den Hochwassermarken zu sehen. Foto: Peter Strotmann

Polizeiwache Parkallee am Bürgerpark: unten rechts ist die Bronzetafel mit den Hochwassermarken zu sehen. Foto: Peter Strotmann

Das wilde Treiben veranlasste den Bürgerparkverein Verbote auszusprechen und klare Anweisungen zum Befahren des Bürgerparks herauszugeben. Allerdings währte die Bootsfahrerei nur einige Tage, da Anfang Januar eine Frostperiode einsetzte. Da lag der gesamte Bürgerpark unter einem Eispanzer.

Zu allem Unglück kam noch ein neues Hochwasser, und zwar das vom 13. März 1881. Es lief sogar noch zwölf Zentimeter höher auf als das vom 29. Dezember 1880.

Offensichtlich ist der Bürgerpark aus diesen Katastrophen gestärkt hervorgegangen.

*Franzosenberg: Es war nicht zu ermitteln, wo der Franzosenberg lag.

Zwei Hochwassermarken im Bürgerpark

Im Bürgerpark sind zwei Hochwassermarken zu entdecken. Und zwar erstens an der Emmabank am Emmasee. Dort ist die Hochwassermarke seitlich rechts am mittleren großen Stein von einem Steinmetz eingraviert worden. Die Marke – ein waagerechter Strich – liegt bei 1,78 Meter über dem Bodenniveau hinter der Bank. Die Inschrift lautet: Hochwasserstand im Winter des Jahres 1880.

Gegossene Bronzetafel an der Polizeiwache Parkallee. Foto: Peter Strotmann

Gegossene Bronzetafel an der Polizeiwache Parkallee.
Foto: Peter Strotmann

Sowie zweitens eine Hochwassermarke an der Bürgerpark-Polizeiwache Parkallee, auch Eichhörnchen-Revier genannt. Dort ist rechts unten am Vorbau eine gegossene Bronzeplatte angebracht, die die damaligen Wasserstände anzeigt. Die Inschrift lautet: „Wasserstand am 13. März 1881. Deichbruch in Niederblockland. Wasserstand am 29.Dezember 1880.“

Es gibt zwei Wasserstandsmarken 1880: 25 Zentimeter über Boden, 1881: 37 Zentimeter über Boden. Das bedeutet, dass das Hochwasser 1881 um zwölf Zentimeter höher als das 1880 Hochwasser aufgelaufen ist.

Das Niveau der Parkallee ist recht hoch. Man sieht es, wenn man in die Querstraße durch den Bürgerpark vom Schwachhauser Ring in Richtung Utbremer Ring hineinsieht. Sofort bemerkt man, dass die abschüssig ist.

von Peter Strotmann

Die Hochwassermarke liegt bei 1,78 Meter über dem Bodenniveau hinter der Bank. Foto: Peter Strotmann

Die Hochwassermarke liegt bei 1,78 Meter über dem Bodenniveau hinter der Bank. Foto: Peter Strotmann

120 Jahre Kleinbahn Jan Reiners

120 Jahre „Jan Reiners“

Eine Kleinbahn schreibt Geschichte

Mehr als 50 Jahre fuhr die Schmalspurbahn „Jan ­Reiners“ von Bremen nach Tarmstedt. Der erste Zug starte im Oktober 1900 vom Parkbahnhof, endgültig stillgelegt wurde die Linie 1956. Gehen Sie mit uns auf Zeitreise. Die vierte Ausgabe des ­Magazins WK | Geschichte bietet spannende Reportagen, beeindruckende Bilder und viele Informationen rund um die legendäre Bahn.

Jetzt bestellen