Ein Blick in die Geschichte (147): Entwurf fürs Neue Rathaus sah historistischen Prachtbau vor
Das Neue Rathaus kennt man als eher zurückhaltendes, dezentes Bauwerk. Obwohl deutlich größer als das Alte Rathaus, drängt es sich nicht in den Vordergrund.
Doch es hätte auch alles ganz anders kommen. Statt sich dezent an das Alte Rathaus anzuschmiegen, hätte das Neue Rathaus auch ein historistischer Prachtbau sein können. Vielleicht nicht gerade so kolossal wie das Polizeihaus oder das Lloydgebäude, aber doch im gleichen Stil.
So völlig abwegig war diese Option keineswegs.
Das zeigen die Entwürfe, die 1903 beim Wettbewerb für den „Neubau eines Stadthauses“ eingereicht wurden. Insgesamt flatterten der Stadt 105 Vorschläge ins Haus, darunter auch dieser Entwurf, der einen stattlichen Turm als Fixpunkt eines historistischen Neuen Rathauses vorsah.
Eingereicht hatte den Entwurf ein Architekten-Trio aus Stuttgart, die beiden Brüder Paul und Karl Bonatz sowie Gustaf Britsch. Alle drei standen damals noch am Anfang ihrer Karriere. Der damals erst 25-jährige Paul Bonatz sollte sich später als einer der führenden Köpfe der konservativen Stuttgarter Schule einen Namen machen, zusammen mit seinen jüngeren Bruder Karl nahm er an einer Reihe von Wettbewerben teil.
Ihr Entwurf eines ganz im Zeitgeschmack angelegten Prachtbaus im Stil der Neo-Renaissance landete auf dem vierten Platz, dafür gab es immerhin ein Preisgeld in Höhe von 2500 Reichsmark.
Eine echte Chance auf eine Verwirklichung hatte der Entwurf aber nicht, die Jury konnte sich mit keinem einzigen der insgesamt 105 Entwürfe so recht anfreunden. Was es mit den Neubau-Plänen weiterging, lesen Sie demnächst auf Bremen History.
von Frank Hethey