Der Liebfrauenkeller (2): Areal war einst Friedhof, der Schutzraum wurde 1935 angelegt
Der Liebfrauenkeller befindet sich an der Nordwestecke der Kirche Unser lieben Frauen (kurz: Liebfrauenkirche). Wir wissen, dass er von 1948 bis 2002 gastronomisch genutzt wurde (Eisdiele, Konditorei Schnuchel, Restaurant Liebfrauenkeller, Disco New Yorker, Disco Delight). Doch was war vorher? Waren die Räume des Liebfrauenkellers ursprünglich zur Kirche gehörige Lagerräume oder dienten sie sakralen Zwecken? Oder waren wieder entdeckte unterirdische Gänge?
Der Friedhof wird aufgegeben
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts war ein Friedhof um die Liebfrauenkirche angelegt. Auf Napoleons Anordnung (Franzosenzeit von 1806 bis 1814) wurde der aufgegeben. Neue Friedhöfe entstanden außerhalb der Stadt. Nach Ende der Totenruhe wurde der Platz gepflastert und diente der Stadt als Marktfläche.
Die neuen Bunker-Zeiten Anfang der 1930er Jahre
Im Jahre 1931 verkaufte die Gemeinde Unser Lieben Frauen das rings um die Kirche liegende Grundstück an den bremischen Staat. Vermutlich um 1935 wurde ein „Schutzraum und zugleich Fahrradhalle“ gebaut. Auch auch ein direkter Zugang zu den Ratskellergewölben ist vorgesehen. Die Betondecke über dem Schutzraum war nach Zeichnung einen Meter dick. Tatsächlich war jetzt ein unterirdischer Bunker entstanden. Er bot Platz für 344 Personen mit Belüftung und 284 Personen ohne Belüftung. Davon konnten Betten für 150 Personen zur Verfügung gestellt werden.
Der Zugang und zwei Notausgänge zum Schutzraum
Der Schutzraum hatte einen oberirdischen Zugang und zwei Notausgänge. Der Zugang befand sich an der Nordwestecke unter dem Reiterstandbild von Moltke. Er wurde im Jahre 2003 geschlossen. Ein Notausgang vom Ratskeller wurde schon früher beseitigt. Der zweite Notausgang, an der Einmündung zur Katharinenstraße, ist noch heute vorhanden.
Am 10. April 2018 wurde der ehemalige Liebfrauenkeller leergeräumt. Er hatte offensichtlich keine eigentliche Nutzung mehr. Sondern er war voller Gerümpel. Je mehr sich der 20 Kubikmeter große Container füllte, umso besser war zu sehen, dass sowohl der Ratskeller, die Marktbeschicker als auch die Diskothek einiges an Unrat hinterlassen hatten.
Ob es jetzt zu einer neuen Nutzung des ehemaligen Schutzraumes und Liebfrauenkellers kommt, das ist noch nicht bekannt.
Und noch ein Luftschutzkeller
Wer aufmerksam um die Liebfrauenkirche herumgeht, der findet am südlichen Eingang der Kirche einen weiteren noch vorhandenen Treppenabgang. Und tatsächlich führt diese Treppe in einen Luftschutzraum. Zum Schutz der Kirchenbesucher beantragte ihn die Gemeinde Anfang der 1940. Und zwar wurde der Gewölbekeller unter dem „Brautzimmer“ (heute: Marienzimmer) zu einem Luftschutzraum ausgebaut. Er bot 70 Personen Schutz.
von Peter Strotmann