Vegesacker Weserpromenade: Ab 1924 begann der Ausbau des Stadtgartens / Aus für den Strand kam 1974
Mit der Weserkorrektion war bis 1898 am Hohen Ufer von Vegesack ein richtig schöner breiter Sandstrand aufgespült worden. Allerdings war nur das erste und wirklich nur sehr kurze Stück an der Strandlust der Öffentlichkeit zugänglich. Am Ende des Strandlustbades versperrte ein Bretterzaun den Zugang zum dahinter liegenden Weserufer. Ein Schild verkündete drohend: „Warnung! Das unerlaubte Betreten des Gebietes unter Strafe verboten. Bremisches Amt.“
Wie gerne wären die Kinder dort ins Wasser gegangen! Stattdessen lagen sie am Strandlust-Strand in drangvoller Enge und drückten sich am Bretterzaun die Nasen platt.
Das Gebiet selbst hatte die Stadt den Anwohnern des hohen Ufers zu sehr günstigen Konditionen überlassen. Zur Befestigung des Ufers war das aufgespülte Vorland mit Weiden bepflanzt worden.
Ein Bürgermeister zeigt wo’s längs geht
Die Anwohner des hohen Ufers hatten das Ufergelände zwar in ihrem Besitz, aber sie nutzten es kaum. Die Initiative der Öffentlichkeit, die Promenade und den Strand zu verlängern, stieß beim damaligen Vegesacker Bürgermeister Werner Wittgenstein auf offene Ohren.
Ab 1924 kaufte die Stadt das erste Teilstück nach dem Strandlust-Strand auf. Damit war ein Anfang zum Bau einer weiterführenden Promenade gemacht. Der Architekt Ernst Becker baute sich 1926 an der Promenade ein Wohnhaus (nicht erhalten). 1927 wurde nach seinem Entwurf das Vereinsheim des Vegesacker Rudervereins errichtet. Übrigens steht es heute unter Denkmalschutz, da das Gebäude geprägt von der „Neuen Sachlichkeit“ (auch Bauhausstil) ist, klar gegliedert in kräftige kubische Bauteile, symmetrisch angelegt und sauber im Detail. (Quelle: Der Aufbau, 1999)
Der große Durchbruch kam 1929, als die Stadt den an der Weser gelegenen Garten des Tabakkaufmanns und Senators C. W. A. Fritze erwarb. Damit konnte auch ein Stadtgarten an der Weser angelegt werden. Der Stadtgarten, getragen von einem Stadtgartenverein, musste 1976 und 1988 wieder aufwändig instandgesetzt werden. Vervollständigt wurde er erst im Jahr 2000, als die Familie Lürssen der Stadt das letzte noch fehlende Grundstück schenkte.
Strand oder Hochwasserschutz?
Mitte der 1950er verbot die Stadt Bremen das Baden in der Weser. Der Hauptgrund war die Verschmutzung der Weser.
Das endgültige Aus für den Strand kam 1974. Wegen der Weservertiefung wurde zur Befestigung des Ufers eine durchgehende Spundwand gerammt. Es sollte noch etwa zwei Jahre dauern, bis die Promenade wieder vollständig fertiggestellt war. Der Strand blieb jedoch in den Weserfluten begraben. Da war die Promenade nur noch als Flaniermeile zur Naherholung geeignet.
Bis heute hat die Vegesacker Weserpromenade nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Bei einer Länge von etwa einen Kilometer geht sie von der Strandlust bis zum Gelände der ehemaligen Werft Bremer Vulkan. Zum hohen Ufer lädt der Stadtgarten zum Spaziergang, zum Spielen oder zum Ausruhen ein. Gebadet wird heute im Fritz-Piaskowski-Bad, das sowohl einen Hallen- und Freibad-Bereich hat. Das nächste Freibad ist in Bremen-Blumenthal.
von Peter Strotmann