Ein Stück New York in Bremen: der neue Werbe- und Ausstellungsturm kurz nach seiner Eröffnung im Juni 1925.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Ein Blick in die Geschichte (138): Luftbild von 1928 zeigt dominante Lage des Breitenwegbades

Nicht mehr lange, dann wird der Bahnhofsplatz durch den Bau des „City Gate“ ein ganz neues Gesicht erhalten. Was wir zu erwarten haben, ist noch bis zum 29. April im Lloydhof zu besichtigen. Für die Städteplaner ist der Bahnhofsplatz schon lange eine beliebte Spielwiese, seit den frühen Nachkriegsjahren wurde das Areal mehrfach umgemodelt. Vorher war daran indessen nicht zu denken, befand sich doch bis zum Abbruch 1952 das Breitenwegbad an dieser Stelle.

Wie es dort früher aussah, zeigt eine Luftaufnahme von 1928. Fast wie eine Fabrik wirkt die Badeanstalt mit ihrem mächtigen Schornstein.

Eröffnet wurde das Breitenwegbad 1877, damals noch abseits des Bahnhofsplatzes, der sich in jenen Tagen ein ordentliches Stück weiter westlich vor dem Hannoverschen Bahnhof befand. Die Frontseite zeigte zum Breitenweg, darum auch der Name Breitenwegbad und nicht Bad am Bahnhofsplatz. Ganz im prüden Zeitgeist herrschte in der Badeanstalt eine strenge Trennung nach Geschlechtern, es gab eine Damen- und eine Herrenschwimmhalle, die nochmals in einen Bereich erster und zweiter Klasse unterteilt waren.

Erst als von 1885 bis 1889 der Hauptbahnhof gebaut wurde, änderte sich die Situation, plötzlich nahm die Rückfront der Badeanstalt einen bedeutenden Teil der Südseite des Bahnhofsplatzes ein. In den Augen vieler Zeitgenossen ein ständiges Ärgernis, weil eintreffende Bahnpassagiere keinen sonderlich günstigen Eindruck von Bremen bekamen (mehr dazu unter: Einmal nach rechts bitte – der verschobene Bahnhofsplatz).

Der Bahnhofsplatz mit dem Breitenwegbad (l.) und dem Central-Hotel (r.) auf einer Ansichtskarte um 1910. Bildvorlage: Staatsarchiv Bremen

Opelturm wurde 1925 eröffnet

Vor dem Eingangsbereich der Badeanstalt wurde 1925 der Opelturm errichtet, ein Ausstellungsgebäude nach Plänen des renommierten Werkbund-Architekten Heinz Stoffregen. An sich passte dieser Turm überhaupt nicht zum Breitenwegbad, einem typisch historistischen Monumentalbau.

Im August 1944 wurde die Badeanstalt schwer beschädigt, nach Kriegsende provisorisch weiter betrieben und nach Eröffnung des neuen Zentralbades 1952 abgerissen. Bedauert wurde das damals nicht, die Hotelbetreiber atmeten erleichtert auf – froh darüber, das als deplatziert empfundene Bauwerk endlich los zu sein.

Auch der Opelturm hatte seine besten Tage hinter sich. Seines eleganten, turmartigen Charakters durch ein hinzugefügtes Stockwerk beraubt, beherbergte er in den 1950er Jahren als „Haus Helgoland“ ein Fischrestaurant. Nach dem Abbruch des Breitenwegbades stand der Opelturm einsam auf weiter Flur, 1967 musste er der Neugestaltung des Bahnhofsplatzes weichen.

Auf dem Luftbild in der rechten unteren Ecke eben noch zu sehen: das Tivoli-Café, einst ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Weil schon damals eine neue Straßenführung geplant war, gab es bereits 1957 für dieses lang gestreckte Gebäude keinen Platz mehr, unweit des Baugrunds steht heute das Tivoli-Hochhaus.

Ebenfalls Geschichte ist der 1913 eröffnete Lloyd-Wartesaal neben dem Hauptbahnhof, nur das von 1923 bis 1926 gebaute Postamt 5 konnte sich bis heute an seinem Standort behaupten.

von Frank Hethey

Der Bahnhofsplatz mit dem damaligen Breitenwegbad als Luftbild im Sommer 1928.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

Titel Verbrechen Magazin

Verbechen in Bremen und der Region

Giftmischer, Bombenleger, Messerstecher

16 Kriminalfälle vom Pferderipper über den Bunkermord, Adelina und die immer noch vermisste Jutta Fuchs bis zu einem mysteriösen Vergiftungsfall sind in unserem neuen Magazin WK|Geschichte-Extra „Verbrechen in Bremen und der Region“ aufgearbeitet. Außerdem kommen eine Bremer Krimibuchautorin und ein Phantomzeichner zu Wort.

Jetzt bestellen