Verschwenderische Ausstattung: Mittelrisalit des „Schlosses Rickmers“.
Quelle: Bremen und seine Bauten, 1900

Die Geschichte des Guts Kreyenhorst

Anfang der 1870er trafen sich zwei Männer. Männer, die beide hoch hinaus wollten.

Der eine war der Kaufmann Daniel Diederich Knoop (1817 bis 1893), Sohn des Bruders des Großkaufmanns Ludwig Knoop, der andere war der Architekt Johann Georg Poppe (1837 bis 1915), Sohn des Architekten Christoph Poppe (1804 bis 1878). Wohl beide hatten den Traum
von einem Schloss. Der eine wollte eines besitzen, der andere eines bauen. Der eine hatte das Geld, der andere das Können. Da waren zwei vom Ehrgeiz getriebene Männer, die sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort trafen.

Poppes Traumjob

Und sie kamen zusammen und es „funkte“ zwischen ihnen.
„Werter Poppe! Bauen sie mir ein Schloss, wie es Bremen noch nicht gesehen hat. Ich denke an ein Klein-Versailles. Diese späte Renaissance ist doch ihr bevorzugter Stil.“
So oder ähnlich mag es gewesen sein, als Daniel Diederich Knoop 1872 dem jungen Architekten Johann Georg Poppe den Auftrag für ein „Landhaus“ erteilte. Das war doch ein Freibrief für Poppe. Er konnte seiner Phantasie freien Lauf lassen. Mit enormem Elan entwarf er das Schlossgebäude. Die Innenräume gestaltete er ganz streng nach französischen Stilen.

„Gut Kreyenhorst“ um 1900, nach den jeweiligen Besitzern auch „Schloss Knoop“ oder „Schloss Rickmers“ genannt.
Quelle: Bremen und seine Bauten, 1900

Knoops Traumhaus
Nach Monaten intensiver Planung trafen sich Knoop und Poppe bei der
Grundsteinlegung wieder.
„Werter Poppe! Der Bauplatz in Horn steht bereit. Das alte Gut Rosenthal von 1757 ließ ich bereits 1869 abreißen lassen, jedoch das ehemalige Teehaus von 1825 stehen. Der Grundstein für das Gut Knoop kann gelegt werden.“
Von 1873 bis 1875 entstand wahrlich ein Schloss. Seit 1863 war Poppe als Architekt in Bremen tätig. Es sollte das bedeutenste Werk seiner frühen Jahre werden. Für ein derartig anspruchsvolles Bauvorhaben, gab es oftmals nicht genügend ausgebildete Bremer Handwerker. Deshalb spornte Poppe fortwährend die einheimischen Meister an, bis sie seinen hohen Ansprüchen genügten. Doch für die Stuckarbeiten an den Innenräumen ließ er französische Stukkateure kommen.

Beider Traum wurde Wirklichkeit

Poppe hatte es geschafft. Aus dem Stand hatte er innerhalb von zwei Jahren ein
schlossähnliches Anwesen geschaffen. Der Bauherr dankte es ihm.
„Werter Poppe! Ihr Werk ist gelungen. Es ist so, wie ich es mir in meinen kühnsten
Träumen nicht hätte vorstellen können. Der Bau hat zwar fast mein gesamtes
Vermögen gekostet, aber das war es mir wert. Es soll Gut Knoop heißen.“

Imponierende Ausmaße: Das Gebäude hatte eine Breite von etwa 43 Metern, eine Tiefe von etwa 26 Metern, das ergibt über 1100
Quadratmeter Hausgrundfläche.
In der Beletage sind die Repräsentationsräume untergebracht.
Quelle: Bremen und seine Bauten, 1900

Auf Knoop folgt Rickmers

Gut zehn Jahre mag Daniel Diederich Knoop in seinem „Gut“ gewohnt haben. Aber
schon zu seinen Lebzeiten hieß es nur „Schloss Knoop“. Knoop starb 1893 in
Wiesbaden, doch schon 1888 wurde das pompöse Anwesen an Willy Rickmers
(1844 bis 1891) veräußert, der als Reiskaufmann international tätig war. Familie Rickers
soll das das Schloss „ Gut Kreyenhorst“ genannt haben. Willy Rickmers war mit
dem Maler Arthur Fitger (1840 bis 1909) befreundet. Fitger malte ihm einige Räume im
„Schloss Rickmers“ aus. Auf einem von Rickmers gepachteten Gartengrundstück
baute Fitger 1889/90 ein Wohnhaus mit Atelier im Schweizer Landhausstil
(Schwachhauser Heerstraße 267, Anfang der 1960er abgerissen).

„Salon“ im Schloss Kreyenhorst
mit Gemälden von Arthur Fitger.
Quelle Bremen und seine Bauten, 1900

Willy Rickmers vergrößerte das Gut durch Zukäufe auf die Größe von 312 Morgen (312 Morgen = 78 Hektar = 0,78 Quadratkilometer= 780.000 Quadratmeter) und ließ einen englischen Landschaftsgarten mit eigener Jagd anlegen.
Bedauerlicherweise starb Willy Rickmers bereits 1891. Das Schloss Rickmers ging dann an seinen Sohn Willi Rickmers (1873 bis 1965) über. Willi war ein Forschungsreisender, Bergsteiger und Skipionier und scheint nicht das Interesse an dem „Schloss Kreyenhorst“ mit dem Gelände gehabt zu haben. Somit verfiel das Schloss und der Park verwilderte.

Kein „Schloss Bremen“, sondern Abriss

Nach langwierigen Verhandlungen kaufte 1911 die Stadt Bremen „Schloss
Kreyenhorst“ samt Park auf und ließ das schlossähnliche Gebäude in den 1920ern abreißen. Die Stadt legte in „Rickmers Park“ die Marcusallee an und machte Teile des Geländes zum Baugebiet. Ab 1921 konnten hier Landhäuser errichtet werden.
Ab 1933 wurde auf Teilen des Parks und des angrenzenden Allmers Parks der Rhododendronpark angelegt.
An die Geschichte des Schlosses und seiner Vorgängerbauten erinnern noch die Straßennamen wie Rosental, Kreyenhorst und Deliusweg.

Nachbemerkung:
Die Begriffe „Schloss“ und „Gut“, sowie „Knoop“, „Rickmers“ und „Kreyenhorst“
werden in der einschlägigen Literatur in allen möglichen Varianten benutzt. Es
könnte so gewesen ein, dass die Familien das Wort „Gut“, die Bevölkerung das Wort
„Schloss“ verwandt hat.

von Peter Strotmann

Titel Verbrechen Magazin

Verbechen in Bremen und der Region

Giftmischer, Bombenleger, Messerstecher

16 Kriminalfälle vom Pferderipper über den Bunkermord, Adelina und die immer noch vermisste Jutta Fuchs bis zu einem mysteriösen Vergiftungsfall sind in unserem neuen Magazin WK|Geschichte-Extra „Verbrechen in Bremen und der Region“ aufgearbeitet. Außerdem kommen eine Bremer Krimibuchautorin und ein Phantomzeichner zu Wort.

Jetzt bestellen