Ernüchternder Gang zur Schuhtauschzentrale im Jahr 1953
Nach 1945 war es für die Eltern schwierig, ihre Kinder mit Schuhen und Kleidung zu versorgen. Kleidung konnte man noch eher beschaffen, ändern oder reparieren. Aber Schuhe waren ein Problem. Die konnte man schlecht selbst anfertigen. Und insbesondere im Winter brauchte man feste Lederschuhe. Wenn es eben ging, ließ man die Schuhe beim Schuster wieder aufarbeiten. Aber gelegentlich brauchte man doch neue Schuhe.
Ich kann mich erinnern, 1953, im Jahr meiner Einschulung, mit meiner Mutter eine „Schuhtauschzentrale“ aufgesucht zu haben. Unser Weg führte uns in die Celler Straße. Dort hofften wir meine zu klein gewordenen Schuhe gegen größere zu tauschen. Auch meine damals einjährige Schwester sollte passende Schuhe bekommen.
Leider waren wir von dem Besuch sehr enttäuscht, denn entweder waren die zum Tausch angebotenen Schuhe bereits so ausgelatscht oder reparaturbedürftig, zu klein oder zu groß, dass wir unverrichteter Dinge wieder abzogen. Ob meine Mutter es noch bei anderen Schuhtauschzentralen versucht hat, das kann ich nicht sagen.
Da blieb meine Eltern wohl nichts anderes übrig, als uns neue Schuhe im Schuhgeschäft zu kaufen, von privat welche zu ergattern oder vom Schuster ein paar Flicken aufsetzen zu lassen.
Die Idee, Sachen zu tauschen, hat sich bis heute erhalten. Sie ist aber in neue Formen übergegangen, wie Second-Hand-Läden oder auch Verkauf über eBay. Am häufigsten sind die Bücherschränke oder -körbe, die bei Ärzten, an Häuserecken oder sogar an der Bremer Uni stehen.
Nach eine Recherche im Weser-Kurier gab es in Bremen unter anderem diese gewerblichen „Schuhtauschzentralen“:
Meinkenstraße 53-54 ab Häfen:Schuhtauschzentrale bis Mitte 1950er
Richtweg 18: Schuhtauschzentrale bis Mitte 1950er
Celler Straße 52 a: Kinderschuh-Tausch bis 1965
Bremerhavener Straße 40:Schuhtauschzentrale bis 1975