Ein Blick in die Geschichte (32): Der Kunstflieger Gerd Achgelis auf dem Bremer Flughafen

Noch ganz am Anfang seiner Karriere stand der Kunstflieger Gerd Achgelis, als diese Aufnahme 1929 auf dem Flughafen im Neuenlander Feld entstand. Der noch blutjunge, damals erst 21-jährige Achgelis hatte als technischer Praktikant bei den Bremer Flugzeugwerken Focke-Wulf angefangen und legte in der Firma einen steilen Aufstieg hin, seit 1932 testete er als Chefpilot neue Flugzeugmodelle.

Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich schon einen Namen als Kunstflieger gemacht, von 1934 bis 1936 gewann er dreimal in Folge die internationalen US-Kunstflugmeisterschaften.

Der Medienstar: Gerd Achgelis 1936 auf Tour in den USA.
Quelle: Privat

Das gutaussehende Fliegerass avancierte zum Frauenschwarm, sein Charme machte ihn zum Liebling der Medien. Sein Fliegerfreund Prinz Louis Ferdinand von Preußen stellte ihn beim Autotycoon Henry Ford vor, er plauderte mit Charles Lindbergh und dem früheren US-Präsidenten Herbert Hoover. Achgelis landete sogar selbst beim Film. In einem Freikorps-Drama mit Hans Albers simulierte er 1935 den Absturz mit einer brennenden Maschine, in der Gründgens-Komödie „Capriolen“ von 1937 legte er als männliches Double von Marianne Hoppe eine Bruchlandung im Misthaufen hin.

Nicht ganz eindeutig ist sein Verhältnis zum NS-Regime. Zwar ließ er sich von Hermann Göring zum Leutnant der Luftwaffe ernennen, entzog sich aber geschickt allen Versuchen, sich als Fliegerheld vor den Karren der NS-Propaganda spannen zu lassen. Stattdessen gründete er zusammen mit Henrich Focke 1937 die Flugzeugwerke Focke-Achgelis in Hoykenkamp bei Delmenhorst, eine Spezialfirma für die Entwicklung und den Bau von Hubschraubern.

Nach Kriegsende zog sich Achgelis zunächst auf den elterlichen Hof in Schweiburg zurück, einem kleinen Ort in der westlichen Wesermarsch. Als das alliierte Motorflugverbot 1955 aufgehoben wurde, stieg Achgelis wieder ins Cockpit. 1967 stiftete er in seinem Wohnort Hude den Wanderpreis „Kavalier der Lüfte“ für Ritterlichkeit, Einsatzfreude und Disziplin.

Gerd Achgelis starb im Alter von 82 Jahren im Mai 1991 in Oldenburg.

Am Anfang einer steilen Karriere: Gerd Achgelis 1929 auf dem Bremer Flughafen. Quelle: Privat

Am Anfang einer steilen Karriere: Gerd Achgelis 1929 auf dem Bremer Flughafen.
Quelle: Privat

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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