Ein Blick in die Geschichte (85): Aquarell von 1807 zeigt Ostertorzwinger am heutigen Standort der Kunsthalle 

So gut wie keinen Hinweis auf den heutigen Standort gibt dieses zeitgenössische Aquarellbild von 1807. Nichts ist geblieben von dem festungsartigen Turm und der Windmühle im Hintergrund, nur die Weser plätschert wie ehedem dahin.

Bei dem wehrhaften Gemäuer handelt es sich um den Ostertorzwinger, der sich ungefähr am Standort der Kunsthalle befand. Der Blick geht in Richtung Süden, am rechten Bildrand ist die Bebauung am Wall in Höhe des heutigen Polizeihauses zu erkennen, links führt die Straße in die östliche Vorstadt.

Erbaut von 1512 bis 1514, bildete der Festungsturm mit dem Stephanitorzwinger und dem Zwinger an der Weserbrücke einen militärischen Sperrriegel vor den Toren der Stadt. Im Kriegsfall sollten die Türme mit ihren Kanonen den Feind fernhalten.

Als im 17. Jahrhundert moderne, vorspringende Bastionen als Ersatz für die alte Stadtmauer angelegt wurden, verloren die Zwinger ihre Funktion. Fortan dienten sie als Pulvertürme, der Ostertorwinger auch als Gefängnis samt Folterkammer. Seine charakteristische Schieferhaube trug er seit 1624, als ein Blitzschlag das Pulver entzündet und den oberen Bereich weggesprengt hatte. Der merkwürdige, zweigeschossige Anbau entstand 1776 als klassizistisch geprägtes Privathaus eines Ratsherrn.

1826 wurde der Zwinger abgerissen, leicht versetzt entstand dort von 1847 bis 1849 die Kunsthalle. Die Holländermühle stand auf der heutigen Altmannshöhe, brannte 1813 beim Kampf zwischen Kosaken und napoleonischen Truppen ab und wurde 1815 wiederaufgebaut. Noch bis 1869 war sie in Betrieb, 1893 fiel sie der Spitzhacke zum Opfer.

von Frank Hethey

 

 

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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