Ein Blick in die Geschichte (204): 1964 sorgte eine falsch gestellte Weiche für einen spektakulären Unfall

Ein schockierender Anblick bot sich vielen Bremern am Morgen des 29. September 1964: Gegen 5.16 Uhr bohrte sich ein Straßenbahnwaggon unter mächtigem Krachen in die Arkaden des Alten Rathauses und blieb dort stecken.

Verletzt wurde bei dem Unglück niemand. Der Fahrer der Linie 2 berichtete damals, er sei instinktiv von seinem Sitz gesprungen, um bei dem Aufprall nicht eingequetscht zu werden. Glück hatte auch der Zeitungshändler Egon Kaselow, der seinen Verkaufsstand unter dem ersten Rundbogen der Arkaden aufgebaut hatte. Er konnte sich ebenfalls unverletzt retten.

Für einen Teil der Balustrade der Renaissance-Fassade bestand mehrere Stunden lang akute Einsturzgefahr. Feuerwehrleute und Bauarbeiter sorgten für eine behelfsmäßige Stabilisierung. Erst danach konnte die entgleiste Straßenbahn Zentimeter um Zentimeter von der Unfallstelle gezogen werden. Die Nachricht von den einsturzgefährdeten Rathaushaus-Arkaden machte in Bremen schnell die Runde. Am Morgen drängelten sich Tausende Schaulustige hinter den Absperrungen, um einen Blick auf die Unglücksstelle zu werfen.

Dem Unfall ging ein Zusammenstoß der Linien 2 und 3 voraus. Eine falsch gestellte Weiche leitete den vom Brill kommenden Zug der Linie 3 in Richtung Domshof, unterwegs rammte er die von der Domsheide kommende Linie 2.

Die Folgen des Unglücks bekamen Zehntausende zu spüren: Sechs Straßenbahnlinien wurden umgeleitet oder unterbrochen. Selbst im Bremer Westen kam es zu Verkehrsbehinderungen.

Beim Zusammenstoß zweier Straßenbahnen im September 1964 wurde ein Waggon in die Arkaden des Rathauses gedrückt. Foto: Klaus Sander

Von Anbiet bis Zuckerklatsche

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