Ein Blick in die Geschichte (80): Aufnahme von 1955 zeigt Bremer Dyckhoff-Filiale an der Obernstraße im Zeichen des „Wirtschaftswunders“

Nach Wirtschaftswunder „riecht“ diese Aufnahme aus der Obernstraße. Entstanden ist das Bild im Sommer 1955, der Blick geht in Richtung Brill. In der Ferne ist der schlanke Turm der Stephani-Kirche zu sehen.

Deutlich zu erkennen auch das Bekleidungshaus H. Dyckhoff, dessen Erweiterungsbau damals gerade fertiggestellt war. Die Schaufensterfront wurde dadurch erheblich vergrößert, ab Herbst 1955 war im gesamten Erdgeschoss zwischen Obernstraße, Kurzer Wallfahrt und Molkenstraße ausschließlich Damenmode zu finden. Von der Hauswand grüßt überlebensgroß die Schneiderfigur „Meister Zwirn“, das Markenzeichen des Kölner Textilunternehmens.

Anders als man meinen könnte, gehört die benachbarte Baustelle mit dem Bretterzaun nicht zu Dyckhoff. Vielmehr handelt es sich um ein Bauvorhaben der Papierhandlung Carl Meier, deren Sitz sich in der Baumwollbörse befand. An der Obernstraße 88 entstand damals gerade eine Zweigstelle.

Im Zweiten Weltkrieg war die Einkaufsstraße schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, zu den wenigen halbwegs intakt gebliebenen Gebäuden gehörte das „Meister-Zwirn-Haus“. Das 1886 in Hamburg von Hermann Dyckhoff gegründete Unternehmen hatte seine Bremer Filiale 1906 eröffnet, zwischenzeitlich unterhielt die Firma in Deutschland sieben Standorte. Diese Anzahl reduzierte sich allerdings kriegsbedingt, in den 1950er Jahren gab es bundesweit nur noch vier Dyckhoff-Verkaufshäuser.

Der stürmische Aufschwung setzte erst in den 1960er Jahren ein. In den frühen 1970er Jahren war Dyckhoff mit insgesamt 31 Filialen hinter C & A der zweitgrößte deutsche Textileinzelhändler, sogar Peek & Cloppenburg hatte das Nachsehen. Doch bald darauf begann der Niedergang, der 1997 im Konkurs endete. Anfangs schien es, als könnte die Bremer Dyckhoff-Filiale erhalten bleiben, doch im Januar 1998 kam das endgültige Aus. Der einstige Konkurrent Peek & Cloppenburg übernahm den Standort und überließ ihn im September 1999 seinem Ableger Anson’s Herrenhaus.

von Frank Hethey

75 Jahre Kriegsende

Neuanfang nach der Diktatur

Als der Zweite Weltkrieg zu Ende war, lag Bremen größtenteils in Trümmern: Die dritte Ausgabe des ­Magazins WK | Geschichte schildert das allgegenwärtige Elend und die Sorgen der Bevölkerung. Es zeigt aber auch die ersten Schritte Richtung Zukunft auf – die Stadt unter der US-Flagge, die ersten Wahlen und die Verteidigung der Selbstständigkeit des Landes Bremens.

Jetzt bestellen