Das Lokal „Grauer Kater“ befand sich erst in der Neustadt, ab 1937 an der Herdentorswallstraße, ab 1949 am Herdentorsteinweg

Vor gut 80 Jahren, am 1. Juli 1935, wurde in der Neustadt ein neues Lokal eröffnet: Der „Graue Kater“ an der Hohentorstraße 52. Das Grundstück ist heute durch die Brauerei Becks überbaut.

Mitten in der Stadt: Der Standort des Lokals im Zweiten Weltkrieg. Quelle: Stadtplan/Peter Strotmann

Mitten in der Stadt: Der Standort des Lokals im Zweiten Weltkrieg.
Quelle: Stadtplan/Peter Strotmann

Geführt wurde das Lokal von Alfred Giethmann, der 1902 in Bremen das Licht erblickt hatte. Zunächst machte er seine Lehre in einer Lebensmittel- und Spirituosengroßhandlung. Danach arbeitete er in der Gastwirtschaft seines Vaters, der ein Restaurant an der Herdentorswallstraße 32 hatte.

Doch woher kam der Name der Gaststätte „Grauer Kater“? Vermutlich vom Sprichwort: Nachts sind alle Katzen grau. Um sehen zu können, benötigen unsere Augen Licht. Im Dunkeln sind wir aber nicht blind. Die Augen gewöhnen sich an die Dunkelheit und man kann Gegenstände und Umrisse erkennen. Nur Farben sind im Dunkeln kaum zu unterscheiden. Deshalb sagt man: „Nachts sind alle Katzen grau.“ Für eine Gaststätte kann das aber auch im übertragenen Sinne gedeutet werden. Und zwar ob man hier als Arbeiter, Angestellter, Doktor, arm oder reich, farbig oder weiß, dumm oder schlau hereinkommt – man wird sofort „grau“, alle sind gleich willkommen und werden gleich behandelt.

Trümmerschutt auf der Fahrbahn: der Herdentorsteinweg im August 1944 in Richtung An der Weide, von links Nr. 40 „Hotel Pfälzer Hof“ und Gastwirtschaft „Johann Besuden“, Nr. 39 Garage Herdentor (erste Etage mit Erker), Nr. 38 Wulfes Kolonialwaren, Nr. 37 Schankwirtschaft „Ferdinand Hundertmark“ (er betrieb auch die Tanzgaststätte „Königin“ an der Bahnhofstraße 12.), Nr. 36 Schlachter „Krome“.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

1949 wurde der dritte „Graue Kater“ eröffnet

Zwei Jahre später, also 1937, verlegte Alfred Giethmann das Lokal zur Herdentorswallstraße 32, und zwar dorthin, wo seine Eltern eine Gastwirtschaft betrieben hatten. Das Gebäude wurde am 6. Oktober 1944 ein Opfer des Bombenkrieges. Alfred Giethmann selbst wurde im Krieg schwer verletzt. Doch er gab nicht auf. 1949 eröffnete er in einem wiederaufgebauten Gebäude am  Herdentorsteinweg 38 seinen dritten „Grauen Kater“. Zugleich machte er an der Herdentorswallstraße ein Lokal mit dem Namen „Kupferstube“ auf.

1958 kam dann die „große Lösung“: Auf dem Grundstücken Herdentorsteinweg 38, 39 und 40 schuf er ein gemeinsames Haus für seine Gaststätten: mit der Nr. 38 als „Grauer Kater“, der Nr. 39 als Verbindungsbau mit dem Kino „Studio für Filmkunst“, heute „Fritz Theater“, und der Nr. 40, bis dahin Standort seines Lokals „Krone“. Jetzt schloss er es und verlegte dorthin die „Kupferstube“, die einem Neubau an der Herdentorswallstraße weichen musste. Heute ist dort das „Big Ben“ zu Hause. In der ersten Etage aller drei Häuser wurde 1958 das „Imperial“, ein Tanzcafé neu eröffnet.

1964 starb Alfred Giethmann mit 62 Jahren. Kurz vor seinem Tode hatte er seinem Sohn die Gaststätte „ Grauer Kater“ übergeben. Der eröffnete das Lokal unter dem Namen „Klause 38“ neu. Alte Bremer Kneipengänger werden sich an Irmgard Kratzke, genannt „Irmi“, erinnern. Sie war von Anfang an dabei und die gute Seele des Lokals. Nach ihrem Tode brachten die Gäste eine gravierte Tafel zu ihrem Gedenken an. Die „Klause 38“ existiert heute noch an der gleichen Stelle.

von Peter Strotmann

Auferstanden aus Ruinen: der „Graue Kater“ als Gaststätte-Cafe-Weinstube am Herdentorsteinweg 38 um 1950. Quelle: Staatsarchiv Bremen

Auferstanden aus Ruinen: der „Graue Kater“ als Gaststätte-Cafe-Weinstube am Herdentorsteinweg 38 um 1950.
Quelle: Staatsarchiv Bremen

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